Dieser Kompetenzbereich ist der jüngste im Strategiepapier der Kultusministerkonferenz. Und es ist ferner ein Kompetenzbereich, mit dem sich Schulen oft schon in irgendeiner Form auseinandergesetzt haben oder auseinandersetzen mussten, wenn z.B.
Dieses Problem brennt zurzeit an vielen Schulen. Am Beispiel „Handy“ soll einmal exemplarisch das Problemfeld aufgezeigt werden.
In jüngster Vergangenheit bin ich mit der vollen Bandbreite der Hilflosigkeit gegenüber den Eigendynamiken konfrontiert worden, die entstehen, wenn sich jüngere Schülerinnen und Schüler auf WhatsApp bewegen.
Diese Dinge scheinen sich nach meinen Beobachtungen vor alle in den jüngeren Klassenstufen der Sekundarstufe I zu häufen. Die reflexartigen Reaktionen auf Vorkommnisse sehen zunächst so aus:
Handeln wir das mal alles in der Kürze ab, die es sachlogisch verdient:
Netter Versuch. Das Handy gehört uns nicht und umfasst den Privatbereich der Schüler:innen. Das ist so auf der Ebene wie: „Ich verbiete dir, nicht altersgerechte Filme in deiner Freizeit zu schauen!“
Netter Versuch. Das Handy gehört uns nicht und umfasst den Privatbereich der Schüler*innen. Das ist so auf der Ebene wie: „Ich verbiete dir, dich in deiner Freizeit mit Hannes und Tim zu treffen. Die haben einen schlechten Einfluss auf dich!“
Netter Versuch. Und bequem. Dann macht der das halt (wenn er dann mal Zeit hat). Ich nenne sowas medienpädagogisches Feigenblatt: „Wir haben was getan – wir haben jemanden eingeladen! Wenn dann keiner kommt, tja, können wir auch nichts dafür!“
Völlig richtig. Wenig bis so gar nicht realistisch. Eltern halten das mit dem Handy oft so: Wir kaufen dir eines. Wir kennen uns damit eh nicht aus. Das Erstaunen ist dann riesig, wenn dann mit dem Gerät Dinge geschehen, die unschön sind. Dann ist das Internet schuld. Oder wahlweise die Schule, die ja nichts dagegen macht. Mein Bild: „Sie schicken ein vierjähriges Kind mit dem Rad bei Dunkelheit quer durch die Stadt und sind dann völlig überrascht, wenn es verletzt wird. Dieser Scheißverkehr ist dann schuld!“ (sonst müsste man sich ja selbst seiner Verantwortung stellen …)
Die Situation ist sehr komplex. Das System der Beteiligten und der Ursachen auch. Wer hier ein einfache Antwort erwartet, verkennt die Komplexität völlig. Bestenfalls verlagert er das Problem schlicht vordergründig aus dem Wahrnehmungsbereich von Schule. Leider wird das immer wieder in die Schule zurückschwappen. mit dem Unterschied, dass man dann noch sehr viel weniger über die Vorgänge in der „Parallelwelt“ weiß.
Wo Verbote nicht greifen, komme ich um Verhandlungen und pädagogische Vereinbarungen nicht herum. Es gibt an Schulen Gremien, die die einzelnen Gruppen vertreten. Es gibt eine Schüler- und eine Elternvertretung. Wenn ich zieloffen hier zu Vereinbarungen komme, die den Handygebrauch innerhalb der Schule regeln, habe ich eine größere Chance, dass diese Vereinbarungen eingehalten und durch demokratisch verhandelte Sanktionen notfalls auch durchgesetzt werden. Zusätzlich ist das u.U. eine Chance, Demokratie praktisch zu leben und es ist eine Chance, insbesondere Eltern und Schülern auf Augenhöhe zu begegnen. Diese Gremien müssen ja ihrem „Wahlvolk“ Entscheidungen vermitteln. Und insbesondere Eltern können ja schon mehr als Kaffee und Kuchen bei Veranstaltungen zu spenden. Diese Idee scheitert oft an dem dafür notwendigen Paradigmenwechsel: Schule ist ja von ihrem Wesen her hierarchisch organisiert.
Wo in der Gesellschaft bekommen Schüler:innenvorgelebt, wie man z.B. soziale Medien sinnvoll und reflektiert nutzt? Wo in Schule bekommen Schüler:innen gezeigt, welche Potentiale für das eigene Lernen in Socialmedia steckt? Wenn ich Schulen Portallösungen mit zarten Socialmediafunktionen empfehle, kommt sehr oft: „Aber diesen Chat, den müssen wir dringend abschalten, da passiert nur Mist, wer soll das kontrollieren!“ Wenn da „Mist“ passiert, ist das m.E. ein Geschenk, weil es in einem geschützten Raum entsteht und pädagogisch aufgearbeitet werden kann. Wir brauchen mehr solchen „Mist“, der auf Systemen von Schulen geschieht, weil wir ihm dort ohne irgendwelchen Anzeigen und richterlichen Anordnungen begegnen können – die Daten haben wir ja selbst und idealerweise auch klare Regelungen, wann diese von wem wie eingesetzt werden dürfen.
Ich denke, dass in diesem Kompetenzbereich sehr deutlich werden kann, dass Medienbildung, bzw. Bildung in Zeiten der Digitalisierung nicht zwangsläufg bedeuten muss, alles nur noch mit digitalen Geräten zu machen. Dass z.B. eine Entschuldigung über WhatsApp eine andere Wertigkeit besitzt als eine persönliche, kann sowohl im Religionsunterricht als auch im Deutschunterricht unter der Rubrik „Kommunikation“ thematisiert werden.
Natürlich umfasst dieser Kompetenzbereich noch wesentlich mehr und vor allem auch wesentlich prosaischere Dinge wie die Wahl und Verwaltung sicherer Passwörter, den reflektierten Umgang mit persönlichen Daten u.v.m..
Unterrichtsbeispiel
Sie finden hier ein zu diesem Kompetenzbereich passendes Unterrichtsbeispiel mit dem Titel „Kinderbilder von mir in SocialMedia“.