Während in den bisherigen Szenarien die Schule die Beschaffung, Finanzierung und ggf. auch Wartung der Geräte organisiert, läuft das beim BYOD-Konzept völlig anders:
BYOD meint „Bring Your Own Device“ = „Bring dein eigenes Gerät mit“. BYOD geht von der Annahme aus, dass im privaten Bereich ohnehin schon Geräte vorhanden sind, die sich auch in der Schule nutzen lassen. Das hat einige Vorteile:
Die gesamte Organisation rund um Finanzierung und Wartung der Geräte ist nicht Aufgabe der Schule.
Die Geräte sind den Schülerinnen und Schülern vertraut und sie beherrschen zumindest Grundfunktionen.
Ein eigenes Gerät wird oftmals besser und pfleglicher behandelt.
Die Schülerinnen und Schüler bestimmen die Softwareausstattung weitgehend selbst
Auch bei BYOD sind Teile des jeweiligen Gerätes grundsätzlich
fernadministrierbar, d.h. ich kann als Schule Softwarelizenzen gesammelt einkaufen und an Schülerinnen und Schüler verteilen
Zum heutigen Stand der Technik sehe ich persönlich wesentlich mehr Schatten als Licht im Kontext von BYOD:
Die große Heterogenität an Geräten ist eine Überforderung, vor allem für die Lehrkräfte, sodass die Implementierung eine große Herausforderung wird.
Die Grundannahme, dass Schüler:innen ihre Geräte beherrschen, erlebe ich als falsch. Es gibt in der Breite allenfalls sehr rudimentäre Kenntnisse auf Anwenderebene.
Der finanzielle Background des Elternhauses entscheidet über die Qualität des eingesetzten Geräts.
Das eigene Gerät ist meist mit wesentlich mehr „Ablenkungspotential“ bestückt.
Die Heterogenität bringt enorme Herausforderungen für die Zusammenarbeit innerhalb des Klassenverbandes. Selbst so simple Dinge wie ein Dateiaustausch kann zu einer zeitfressenden Aufgabe werden.
Die Heterogenität bringt enorme Herausforderungen bei der Ausstattung des Schulnetzes mit sich. Es ist ja nicht mit WLAN alleine getan, sondern ggf. möchte man Arbeitsergebnisse auch präsentieren können. Was nimmt man da? AppleTV? Display Adapter? WiDi? MiraCast?
Einige Schule behelfen sich mit folgenden Strategien aus dem „Heterogenitätsdilemma“:
Den Schüler:innen und Eltern wird konkret eine Geräteauswahl vorgebenen („Aus diesen x Geräten können Sie wählen …“)
Den Schüler:innen und Eltern werden technische Spezifikationen vorgegeben (Betriebssystem, Displaygröße, ggf. bestimmtes Zubehör etc.)
Der Sprung in die absolute Heterogenität ist in meinen Augen nichts für Schulen, die sich gerade auf den Weg machen, um vermehrt digital zu arbeiten. Die Hürden für die Lehrkräfte sind hier immens hoch, da Grundprinzipien verschiedener Betriebssysteme beherrscht sein wollen. Auf die „Kompetenz der SuS“ oder der „umgekehrten Lernsituation“ (Kolleginnen und Kollegen lernen von Schüler:innen) kann nach meiner Erfahrung nur mit Einschränkungen gebaut werden. Daher:
Wenn mit BYOD gestartet werden soll, dann bitte mit einschränkenden Vorgaben, was die Geräteauswahl angeht. Wenn sich die Kompetenzen einer Schulgemeinschaft erweitert haben, kann Zug um Zug eine Öffnung erfolgen.