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Medialität und Geschichte

Die folgenden Gedanken habe ich gemeinsam mit meinem Kollegen Ekki Brüggemann inspiriert durch einen Vortrag von Lisa Rosa zusammengetragen. Hier sollte man als geistige Väter auf jeden Fall noch David Ronfeld und Harold Jarche mit erwähnen. Die Arbeit dieser beiden hat Lisa Rosa zuerst für den deutschsprachigen Raum nutzbar gemacht. Axel Krommer folgt im wesentlichen ihrem Plot - wie ich hier auch - schaut als Deutschdidaktikern natürlich viel weniger gesamtgesellschaftlich.

Wer das alles also genauer und wissenschaftlicher haben möchte, kann es bei Axel Krommer 1) Ausführungen zu „Palliativer Didaktik“ oder Lisa Rosa 2) als Video nachschauen.

Was ist ein Medium?

Der Begriff „Medium“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Mitte“ - unter einem Medium versteht man ganz allgemein einen „Vermittler“ von Inhalten - das kann zum Beispiel eine Zeitschrift sein, die Informationen vermittelt, oder die Sprache selbst, durch welche sich Menschen untereinander verständigen 3).

Dem ersten Teil dieser Definition hätte ich vor wenigen Jahren noch zugestimmt. In diesem Sinne sind Tablets, interaktive Tafeln, Handy oder Notebook schlicht Medien - in öffentlichen Diskursen ist darüber hinaus oft von „neuen“ oder „digitalen“ Medien die Rede. Mittlerweile spreche ich in diesem Zusammenhang lieber von Geräten statt von Medien. Im Kapitel über die Geschichte des Internets wird zusätzlich klar werden, dass auch die Geräte keinesfalls neu sind, sondern uns schon seit Jahrzehnten zur Verfügung stehen. Die Ineinssetzung von Medium und Gerät begünstigt eine technikzentrierte Definition von Digitalität, die im Hinblick auf schulische Unterrichtsentwicklung höchst problematisch ist.

Leider sind für mich passendere Definitionen für den Medienbegriff etwas unhandlich:

Es ist daher irreführend, von Computern als Medium zu sprechen. Der Computer ist kein Medium, sondern ein Gerät, er ist das materielle Substrat eines Mediums, aber nicht das Medium selbst. Selbst die Programme der social software oder die globalen technischen Netzwerke, die die Erde in drei verschiedenen Orbits umspannen und das Internet sowie alle digitalisierte Kommunikation regulieren, sind nicht das Medium. Medium sind vielmehr die unsichtbaren, nicht materialisierbaren Informations- und Kommunikationssysteme 4).

Mit dem Zusatz aus der ersten Mediendefinition, dass die „Sprache selbst“ ein Medium ist, kommen wir der Sache schon etwas näher.

In so einer Lesart stellt digitale Technik lediglich einen Zugang zu einem Raum her, der schlicht andere Formen von Kommunikation ermöglicht. Darin unterscheidet sie sich im Grunde nicht von vorangehenden Technologien, die wir als jedoch gar nicht mehr als Technologie wahrnehmen, weil sie so selbstverständlich für uns sind. Jede für sich war aber historisch gesehen beispiellos und disruptiv für die menschliche Kultur.

4)
Rückriem, Georg: „Mittel, Vermittlung, Medium - Bemerkungen zu einer wesentlichen Differenz“, Vortrag im Graduiertencolloqium der Universität Potsdam, Golm 2010