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Fazit

Vor dem Zeitalter der Digitalisierung war in der westlichen Welt der klassische Industriekapitalismus die führende Wirtschaftsideologie. Im wesentlichen bestimmten einfache Prinzipien wie etwa Angebot und Nachfrage grundlegende Abläufe. Durch Personalisierung ist eine Erweiterung des im Grunde immer noch kapitalistischen Prinzips möglich - Shoshana Zuboff verwendet dafür den Begriff des „Überwachungskapitalismus“

Der Überwachungskapitalismus ermöglicht ihre Meinung nach z.B. auf Basis von Datenanalysen Vorhersagen darüber zu machen, welche Dienstleistungen und Produkte mit hoher Wahrscheinlichkeit bald am Markt nachgefragt sind. Macht kumuliert sich dabei nicht mehr allein in staatlichen Institutionen, sondern zunehmend auch in digitalen Großkonzernen, weil Macht für Zuboff direkt mit der Menge der zur Verfügung stehenden Daten korreliert - darin sind z.B. Google, Amazon oder Microsoft staatlichen Institutionen schon jetzt überlegen und durch ihre globale Ausrichtung zudem schwierig durch gängige demokratische Instrumente (u.a. gesetzgeberische Regelungen) zu kontrollieren.

Damit sind bisher eingespielte Verfahren zur Regulierung des Marktes nicht mehr wirksam. Der Markt ist ein klassischer mehr, sondern ein durch digitale Möglichkeiten immens erweiterter. Zudem sind oftmals demokratische Meinungsbildungsprozesse schlicht zu langsam, um mit immer neuen technologischen Entwicklungen und damit verbundenen Fragestellungen mitzuhalten. Es braucht also neue Formen staatlicher Souveränität - und nicht zuletzt digital mündige Bürgerinnen und Bürger.

Das Internet hat sich in seiner kurzen Geschichte im Vergleich zu anderen historischen „Leitmedien“ rasant entwickelt. Sowohl diese schnelle Entwicklung als auch die unzähligen technologischen Fortschritte sind historisch betrachtet beispiellos. Wie bei jedem Leitmedienwechsel bedarf es neuer Kompetenzen sowohl auf Ebene der Institutionen als auch der Individuen, um den Übergang unter Wahrung der demokratischen Errungenschaften für die Gesellschaft positiv zu gestalten. Technologieeinsatz ist dafür notwendig, aber bei Weitem nicht hinreichend.

Im Zentrum vieler Herausforderung steht die Fragen nach digitalen Daten. Ihnen kommt je nach Kontext wichtige Bedeutung zu:

  • Daten als Rohstoff für Wachstum
  • Daten als Rohstoff für Gefahrenabwehr
  • Daten als Grundlage für neue Angriffs- und Kontrollszenarien
  • Aber auch: Daten als Grundlage für die individuelle Unterstützung und Analyse von Individuen zur Erleichterung und Verbesserung der Lebensumstände

Entscheidende Zukunftsfragen sind u.a.: Wie und von wem werden diese Daten zu welchem Zweck verwendet? Welche Rolle spielt der Staat dabei? Wie lassen sich global agierende Digitalkonzerne staatlich steuern?

Allerdings treffen diese Entwicklungen auf ein kulturelles System, welches mehrere Leitmedienwechsel mehr oder minder erfolgreich gemeistert hat. Die heutigen Menschen verfügen bereits über ein Vielzahl von Kompetenzen aus den historisch durchlebten Leitmedienwechseln, die die Voraussetzung zur Meisterung der nun anstehenden Aufgaben darstellen. Auch diese Stärke ist historisch gesehen wiederum - dieses Wort habe ich nun wahrlich überstrapaziert - beispiellos.

Unter der Perspektive eines Bildungssystems ergeben sich hieraus interessante Fragestellungen. Politik hat dabei eher das im wörtlichen Sinne Fassbare, nämlich den Geräteeinsatz im Blick. Auch der Digitalpakt trägt in Teilen noch diese Züge, indem er z.B. weiterhin interaktive Tafelsysteme - also konkrete Geräte - fördert.