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Die Evaluiererei am Anfang

Oft wird für den Beginn des Prozesses in Handreichungen vorgeschlagen, technische und pädagogische Bestandsaufnahmen zu machen und darauf das weitere Vorgehen zu stützen. Das mündet dann in Hochglanzbroschüren oft in zyklischen Prozessen, wobei am Ende eines jeden Zyklus wieder eine Evaluation steht.

Diese Idee von Prozessgestaltung ist für unterschiedliche Kontexte weit verbreitet und sogar in DIN-Normen festgeschrieben: So bedient sich u.a. die DIN-Norm EN ISO 9241-210 „Prozess zur Gestaltung gebrauchstauglicher interaktiver Systeme“ genau dieser Struktur.

Nach meiner Erfahrung gibt es mit dieser Struktur ein Problem: Sie funktioniert in ressourcenarmen Systemen gar nicht und in ressourcenreichen allenfalls leidlich. Solange Menschen keine unmittelbare positiven Erfahrungen mit Prozessen machen, werden sie diese als unzumutbare Mehrarbeit ablehnen oder belächeln.

Eine technische Bestandsaufnahme ist nicht Aufgabe der Schule. Sinnvoll ist eine Bestandsaufnahme der Kompetenzen der Lehrkräfte, um eine Fortbildungsplanung zu ermöglichen. Kompetente Kolleg:innen sind der Schlüssel zu kompetenten Schüler:innen.

Bei einer initialen pädagogischen Bestandsaufnahme (Was für Ideen haben die Kolleg:innen zur Umsetzung der KMK-Kompetenzen in ihrem Fach?) zur curricularen Einbindung digitaler Medien kann hingegen oft nichts Sinnvolles herauskommen, da es ein klassisches Henne-Ei-Problem gibt (die Grafik kann man nicht oft genug zeigen):

Ich erlebe es in der Beratung oft, dass zu Beginn einer Ausstattungsplanung erst einmal Abfragen in Fachschaften mit meist vorbereiteten Formularen getätigt werden, die dann im Bestfall als „Ausstattungswunschkonzert“ enden und in der Individualität und Vielfalt der technischen Ausstattungswünsche auch nicht realisierbar sind. Der Wert dieser Rückläufe besteht darin, dass sich immerhin einschätzen lässt, wo eine Schule hinsichtlich des Verständnisses von Medienbildung steht. Das ist meistens und ganz natürlicherweise von technikzentrierten Vorstellungen geprägt: Digitalisierung als Technisierung gedacht - wie es politisch leider sehr oft „vorgelebt“ und journalistisch verstärkt wird.

Daher gefällt mir der Ansatz meiner Kollegin Marion Bohse aus dem Medienzentrum Papenburg sehr gut, bei dem Ausstattungsplanung erst am Ende eines initialen Prozesses steht. Die Entwicklung eines Medienbildungskonzeptes orientiert sich dabei an Leitfragen, die auch in Niedersachsen offizieller Teil medienpädagogischer Beratung geworden sind.