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Von stillen König:innen (...aber doch meist Königen)

Bild von Couleur auf PixabayIm Bereich der EDV gibt es an sehr vielen Schulen Menschen in ideellen Machtpositionen, weil sich die wenigsten Kollegien im Kompetenzbereich des Bedienens und Anwendens selbst strukturiert fortbilden (lassen):

  • keine Schulstatistik ohne Statistikprogramm
  • keine Homepage ohne engagierte Homepagebetreuung
  • kein Schulnetzwerk ohne jemanden, der es im Auge behält und weiterentwickelt.
  • usw.

Ohne den engagierten Hausmeister, die Lehrkraft, die auch am Samstag noch Updates einspielt und ohne die Koordinatorin, die sich um die Pflege des Verwaltungsnetzes kümmert, wäre an vielen Schulen in den letzten Jahren im Bereich der IT gar nichts gegangen. Die Fähigkeiten dieser Personen, von denen im Grunde genommen viele weitere direkt oder indirekt abhängig sind, gewähren ihnen etwas, was ich als ideelle Machtposition bezeichne.

Hier muss man etwas ausholen, um verstehen zu können, was mit ideeller Macht überhaupt gemeint ist und wie sie sich von der weitaus geläufigeren, institutionellen Macht abgrenzen lässt.

Schule ist im Prinzip hierarchisch organisiert. Es gibt z.B. Aushilfslehrer, Kolleg:innen mit Lebenszeitverbeamtung, Kolleg:innen in der Schulleitung, Kolleg:innen ohne Lebenszeitverbeamtung, angestellte Lehrer:innen, Dezernenten, einen Schulleiter usw. – ach ja: Schüler:innen gibt es ja auch noch. Sie alle sind eingebunden in ein Gefüge institutioneller Machtstrukturen, die im Prinzip nicht flüchtig sind – es sei denn bei grobem und öffentlichen Fehlverhalten eines Protagonisten. Diese hierarchische Ausrichtung ist zum einen der Garant für die bloße Funktion von Schule. Andererseits führt sie bei allen Beteiligten auch oft genug zu Ohnmachtsgefühlen.Diese Form der Macht wird für mich z.B. spürbar, wenn

  • Eltern mit Lehrkräften aus Angst vor schlechten Noten für ihre Kinder nicht in der Deutlichkeit reden, die rein logisch notwendig wäre
  • Ich mich ohne Lebenszeitverbeamtung anders an der Schule bewege als mit
  • Schüler:innen, die sich ungerecht behandelt fühlen, das aus Sorge um ihr Ansehen bei der Lehrkraft nicht äußern
  • Weisungen durch die Schuleitung erfolgen
  • Noten erteilt werden
  • usw.

Es gibt immer wieder Menschen, die sich durch besondere Fähigkeiten an einer Schule hervortun. Das kann besonderes soziales Engagement, eine besondere pädagogische Fähigkeit, gewissenhafte Pflichterfüllung die Übernahme einer unangenehmen, aber notwendigen Aufgabe u.v.m. sein. Das System „Schule“ wäre ohne solche Menschen um ein ganzes Stück weniger bunt, attraktiv und nicht zuletzt ärmer an Menschlichkeit. Schüler, Lehrer und Eltern können sich in diesem ideellen Machtrahmen bewegen. Diese ideelle Macht ist u.U. sehr flüchtig, da sie im Bezugsrahmen des sie umgebenden institutionellen Rahmens agieren muss.

Diese Form der Macht wird für mich z.B. spürbar, wenn

  • Kolleginnen und Kollegen sich in Fachschaften durchsetzen können, weil ihre fachliche Kompetenz unumstritten ist und ihre Meinung daher Gewicht erhält
  • Kolleginnen und Kollegen die Schulleitung in kniffligen Fällen beraten
  • Kolleginnen und Kollegen gemeinsam mit der Schulleitung Schule gestalten
  • Kolleginnen und Kollegen im Kollegium als moralische Instanz auftreten
  • Schülerinnen und Schüler oder Eltern Impulse geben, die von der Schule aufgenommen werden
  • usw.

Eine Schulgemeinschaft wird durch die zunehmende Digitalisierung immer abhängiger von Menschen - dem Hausmeister, der Lehrkraft, der Koordinatorin - in diesen ideellen Machtpositionen (in Neudeutsch: „Stakeholder“ ), da sie bzw, ihre Fähigkeiten oft nur sehr schwer zu ersetzen sind. Gegen diese Menschen werden keinerlei Veränderungsprozesse laufen, solange nicht Alternativen geschaffen sind – etwa durch eine Medienentwicklungsplanung beim Träger - der bei diesen Personen aber auch als Bedrohung empfunden werden kann. Diese it-kompetenten Menschen gehören immer – in jeder Phase der Entwicklung eines Medienbildungskonzeptes – mit dazu und müssen eingebunden sein – auch wenn es gar „nur“ der Schulassistent mit nur äußerst kleiner institutioneller Macht ist. Das gebietet einerseits die Achtung vor der Leistung dieses Menschen, andererseits lassen sich so auch Prozessrisiken minimieren.

Die entscheidenden Fragen vor allen Sitzungen rund um alles Digitale an der Schule lauten also:

  • Wer ist von dem laufenden Prozess betroffen?
  • Wer muss beteiligt werden?