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5. Wie sollen diese Ziele erreicht werden?

Die Frage nach dem „Wie“ ist unter den Leitfragen für mich immer die schwierigste. Bildungsforscher, Didaktiker und Methodiker können i.d.R. sehr gut beschreiben, was in Bezug auf Medienbildung wünschenswert wäre - kaum jemand scheint darüber zu schreiben oder zu forschen, wie die dazu notwendigen Transformationsprozesse auch gelingen können. Von Schule wird Wandlungsfähigkeit gefordert, Wissenschaft zieht sich nach meiner Beobachtung hier leider auf bisher gewohnte Arbeits- und Forschungsformen zurück und beklagt darüber hinaus „nicht in ihren Ergebnissen angemessen in Schule von Lehrkräften rezipiert zu werden“. Da man über konkrete Vorgehensweisen an einer Schule nur durch eine zum System passende Umfeldanalyse etwas sagen kann, sind die Ausführungen an dieser Stelle ausdrücklich als Vorschlag zu verstehen.

Kompetenzentwicklung bei Schüler:innen erfordert kompetente Lehrkräfte. Deren Qualifizierung ist für alle folgenden Entwicklungsschritte grundlegend. Die Ausarbeitung eines Qualifizierungskonzepts kann z.B. auf Basis einer Evaluation mit dem DigCompEdu erfolgen (vgl. Leitfrage 3). In einem ersten Schritt können dabei zwei Felder in den Blick genommen werden: Zum einen die Auseinandersetzung mit einem erweiterten Medienbegriff, zum anderen die Schulung von IT-Basiskonzepten und Gerätebedienung. Wichtig ist, beides kompetenzorientiert anzulegen. Wer Word bedienen kann, kann noch lange nicht eine Textverarbeitung bedienen. Die kompetenzorientierte Anlage ist wichtig, da sich im digitalen Raum Bedienkonzepte und Geräte immer noch schnell ändern.

Bei der Nutzung von digitalen Geräten besteht immer die latente Gefahr einer Technisierung statt einer Digitalisierung - z.B. wenn interaktive Tafeln als grüne Tafeln genutzt oder Arbeitsblätter als PDF am Tablet ausgefüllt werden. Technisierte Arbeitsformen haben ihre Berechtigung als Entwicklungsschritt beim Kompetenzaufbau innerhalb eines Kollegiums - wichtiger sind jedoch Beispiele, die zeigen, dass mit digitalen Medien Unterrichtsszenarien möglich werden, die rein analog nicht denkbar oder realisierbar sind - z.B. die kollaborative Erstellung von Texten.

Wenn in diesen ersten Bereichen Grundlagen gelegt sind und ein gemeinsames Verständnis von Medienbildung entwickelt ist, kann zunehmend fachbezogen gearbeitet werden, indem bei der Curriculumsentwicklungsarbeit Aspekte von Medien- und informatischer Bildung immer mitgedacht sind. Ein erster Schritt kann z.B. ein leicht veränderter Ablauf von Fachschaftssitzungen sein: Zu Anfang stellen ein oder zwei Kolleg:innen ein Beispiel aus ihrer Unterrichtspraxis vor - das muss ausdrücklich kein medienbezogenes Beispiel sein! Vielmehr geht es darum, Wissentransfer innerhalb eines Kollegiums auch in formalen Kontexten zu institutionalisieren. In jedem Kollegium schlummern - auch analoge und darum nicht minder wertvolle - Schätze.

Mit zunehmenden Wissenstransfer kann auch die Akzeptanz von digitalen Plattformen zur Unterstützung von Schulentwicklungsprozessen wachsen, weil sich durch sie Arbeitsprozesse von Zeit, Ort und Raum lösen lassen.