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Phasen der Medienbildungskonzeptentwicklung

Die Mediengruppe als Prozessbegleiter

An einigen Schulen, an denen ich bisher aktiv war, gibt es sogenannte Mediengruppen. Das sind sehr oft - aber leider nicht immer - Gruppen mit Mitglieder aus allen relevanten Teilen einer Schulgemeinschaft, z.B.

  • mindestens erweiterte Schulleitung
  • Lehrkräfte
  • Eltern
  • Schülerinnen und Schüler
  • ggf. Mitarbeiter (aus z.B. Verwaltung & Pädagogik)

Meist sind es zunächst einfach Menschen, die etwas an der eigenen Schule im Hinblick auf die Mediennutzung verändern wollen. Es ist hilfreich, wenn die Schulleitung selbst diese Mediengruppe „inthronisiert“, z.B. auf einer größeren Konferenz. Weiterhin schadet es nicht, diese Gruppe etwas vorzudemokratisieren, indem man im Vorfeld „passende“ Menschen anspricht, damit auf der Konferenz selbst bei der „Abfrage“ nicht die üblichen peinlichen Lücken entstehen, die diejenigen mit dem geringsten Sitzfleisch dann füllen.

Ich bin ein großer Freund davon, diesen Mediengruppen eine Arbeitsstruktur vorzuschlagen bzw. aufzuerlegen, die das Spannungsfeld zwischen Verlässlichkeit des Prozesses und Motivation der Beteiligten gut austariert. Dazu müssen ggf. die oft üblichen Strukturbildungsmechanismen von Ausschüssen an Schule unterlaufen werden.

Ich habe gerüchtehalber gehört, dass an Schulen oft Ausschüsse und Arbeitgruppen zu den unterschiedlichsten Themen gebildet werden, deren Aktivität erst zur Deadline hin ein Maximum erreicht. Das Thema Medienbildung ist mir persönlich zu wichtig, als es aus curricularen Vorgaben zusammenzukopieren, wobei dann Kompetenzwüsten herauskommen, bei denen dann nicht klar ist, was eigentlich damit gemeint ist und dann halt jeder macht, was er oder sie will.

Mir sind bei jeder Sitzung einer solchen Gruppe folgende Dinge sehr wichtig:

  1. Die Sitzung ist geplant. Die Planung ist auf einer Agenda festgehalten, die allen Beteiligten vor der Sitzung zugeht.
  2. Die Sitzung bietet Möglichkeit zum Austausch. Dieser Austausch bleibt kein Selbstzweck, sondern führt jedesmal zu einem Ergebnis.
  3. Das wichtigste Ergebnis sind verbindliche Absprachen zu Arbeitspaketen. Diese Pakete sind so klein, dass sie zur nächsten Sitzung bewältigt werden können.
  4. Die Sitzungen werden mit den Tools und Medien gestaltet, die man sich auch selbst später im Unterricht der Schülerinnen und Schüler wünscht. Dazu gehört für mich der konsequente Verzicht auf Papier.
  5. Jede Sitzung ist Teil eines Prozesses mit einem klaren Ziel, welches die Mediengruppe sich selbst gibt.
  6. In der Sitzung geht es nicht darum, was alles nicht geht, sondern allein darum, was eben geht.
  7. In der Sitzung müssen die Interessen jeder Gruppe wertgeschätzt werden.

Hilfreich - aber oft nicht vorhanden - ist ein externer Berater, am besten jemand der sich mit der Denkweise im systemischen Projektmanagement etwas auskennt. Das heißt nicht, dass man den Prozess akribisch nach Kriterien des Projektmanagements ausrichten muss. Aber das Wissen um die grundsätzlichen Abläufe hilft ungemein bei der Strukturierung.

Einzelne Phasen und Anregungen für ihre Gestaltung

Die Vision

Auf dieser ersten Sitzung wird man natürlich zunächst vorwiegend den Arbeitsrahmen und das Prozedere vorstellen müssen. Dabei darf es natürlich nicht bleiben.

Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie Unterricht mit digitalen Medien aussehen könnte oder sollte. Während Eltern und Lehrkräfte oft einigermaßen hilflos oder ambivalent den Eigendynamiken der Handywelt gegenüberstehen, sind diese Geräte Schülerinnen und Schülern zu einem selbstverständlichen Begleiter geworden.

Dennoch ist zumindest unterschwellig allen beteiligten Gruppen klar, dass sich die rasante digitale Entwicklung nicht aufhalten lässt und Gesellschaft ihr in irgendeiner Form begegnen sollte.

Visionen dürfen utopisch und dystopisch sein. Es gibt keine Denkverbote. Visionen geben aber ein gutes Bild darüber ab, wo die Gruppe insgesamt steht und wie groß eine eventuell unterstellte Heterogenität wirklich ist.

Eine erste Aufgabe an die Gruppe könnte folgendermaßen lauten:

Entwickele in fünf Sätzen eine Vision davon, wie für dich Unterricht und Schule in 20 Jahren aussehen werden!

Ich empfehle, diese Arbeit anonymisiert in einem Etherpad durchzuführen, z.B. in einem ZumPad. Aus den Ergebnissen lässt sich nämlich auch ein öffentlichkeitswirksamer Artikel für die Schulhomepage gestalten und sie können auch schon Teil des Medienkonzeptes sein.

Impulse zur Weiterarbeit / Diskussion:

  • Was muss geschehen, damit diese Vision Wirklichkeit wird?
  • Was davon lässt sich nicht durch Technik allein lösen und warum?
  • Was muss unser System Schule lernen?
  • Welche technischen Voraussetzungen braucht unser System Schule dafür
  • […]

Die Diskussionsergebnisse sollten kurz protokolliert werden, am besten auch digital.

Die Arbeitspakete zur nächsten Sitzung

Bestandsaufnahme

Die Bestandaufnahme hat zwei völlig unterschiedliche Dimensionen - eine technische und eine im Bezug auf das unterrichtliche Handeln.

Bezug zur letzten Sitzung

Der Mediengruppe wird ggf. die Präambel präsentiert und kurz diskutiert. Auch die erste Veröffentlichung der Visionen gilt es zu reflektieren. Danach kann man überleiten auf das Thema der aktuellen Sitzung.

Technik

Irgendetwas an Hardware ist an jeder Schule vorhanden. Meist gibt es auch zumindest eine rudimentäre Netzstruktur, obwohl ich da auch schon viel Grauenhaftes gesehen habe, was durchaus auch einmal brandschutzrelevant werden könnte.

An Schule herrscht oft große Unsicherheit darüber, wer wann was wie gemacht hat. Gar nicht so selten ist man froh, überhaupt jemanden gefunden zu haben, der sich um das ganze Thema kümmert.

Gerne auch genommen:

Der Kollege ist kürzlich in Ruhestand gegangen, aber die Homepage macht der immer noch, oder hat er nur die Zugangsdaten …

In der letzten Phase wurden Arbeitspakete verteilt. Vielleicht sind die bei der Umfeldanalyse „ermittelten“ Menschen auch eingeladen worden und selbst dabei. Für viele Schulleitungen ist Bildung im Zeitalter der Digitalisierung immer noch eher ein Beiwerk im prosaischen Alltag.

Alle Arbeitspakete und Menschen bekommen nun ihren Raum. Ergebnisse werden in einer weiteren Phase vorgestellt, Rückfragen gestellt und diskutiert.

Unabhängig von der Qualität der Arbeit der Beteiligten muss diese wertgeschätzt sein. Oft stellt sich durch das Miteinandersprechen erst heraus, warum mein Gegenüber so handelt, wie es handelt.

Ich kenne nur sehr wenige Schulen mit ritualisierte Verfahren, mit deren Hilfe sich z.B. die Schulleitung aktiv über die Arbeit von Menschen informiert, die an der Schule zusätzliche Aufgaben übernehmen.

Als Arbeitergebnis empfehle ich eine Mindmap, die die Struktur des Schulnetzwerks darstellt. Mit Diensten wie Mind42 kommt man schnell und kollaborativ zu einem Ergebnis, das sich exportieren und direkt ins Medienkonzept übernehmen lässt.

Auch bei dieser Mindmap kann eine Veröffentlichung überlegt werden.

Am Ende der Sitzung muss der Blick weg von der Technik hin zum unterrichtlichen Handeln gehen. Das wird auch schon in den vorbereitenden Arbeitspaketen sichtbar.

Unterrichtliches Handeln

Durch die technische Bestandsaufnahme wird transparent, wie es um die Vernetzung und die vorhandenen Endgeräte bestellt ist. Es ist hingegen nichts darüber bekannt, wie die vorhandenen Möglichkeiten tatsächlich im Unterricht genutzt bzw. eingesetzt werden.

Auch hierfür werden Daten benötigt. Zudem muss man gut planen:

  • Welche Daten sollen erhoben werden?
  • Wer muss vor der Erhebung beteiligt sein?
  • Gibt es Sensibilitäten an der SChule, die es zu berücksichtigen gilt?
  • Können ggf. Teile der bereits vorhandenen Infrastruktur für die Durchführung einer Umfrage gelöst werden?
  • Welche Daten sind uns als Mediengruppe besonders wichtig?

Vorschläge für Fragen bei der Evaluation verschiedener Aspekte des Technologieeinsatzes im Unterricht:

Als Antwortmöglichkeiten auf die jeweiligen Fragesätze empfehle ich, die Mitte auszusparen, damit man klare Tendenzen erhält:

  1. trifft voll zu
  2. trifft zu
  3. trifft weniger zu
  4. trifft nicht zu

Das gilt natürlich nur, wenn man tatsächlich Tendenzen abfragt.

Wenn man mutig ist und die jeweilige Schulkultur es zulässt, kann man auch eine Umfrage aus Sicht der Schülerinnen und Schüler auf das Lehrerhandeln durchführen. Viele Kollegien werden sich u.U. damit aber nicht wohlfühlen.

Wenn möglich sollte jede Umfrage auf zehn Fragen begrenzt sein, da ansonsten die Beteiligung zu niedrig sein wird und auch die Auswertung erschwert ist.

Die höchste Beteiligung im Kollegium erreicht man seltsamerweise immer noch auf Papier. Meist sind viele Menschen recht dankbar, wenn sie auf Sitzungen und Konferenzen etwas nebenbei erledigen können und auch eher bereit dazu als sich zu Hause noch einmal extra vor den Rechner oder das Tablet zu setzen.

Schülerinnen und Schüler sowie Eltern lassen sich am ehesten online befragen. Dafür kommen infrage:

  • Umfragetools von Lernplattformen (z.B. Feedbackmodul von Moodle)
  • Umfrageplugins für die Schulhomepage (für Wordpress oder Joomla! möglich)
  • Auch Google Forms sind möglich
  • Oder man nimmt Testversionen von freien Umfragetools im Netz, z.B. surveymonkey

Vorschläge zu Fragen für Schülerinnen und Schüler sowie Eltern:

Die Arbeitspakete zur nächsten Sitzung

Infrastruktur als Kernproblem angehen

Was zu tun ist

Die Rolle der Mediengruppe

Erste (Verwaltungs-)Prozesse digital abbilden

Was zu tun ist

Die Rolle der Mediengruppe

Orientierung und Haltung

Was zu tun ist

Die Rolle der Mediengruppe

Arbeit in den Fachschaften

Was zu tun ist

Die Rolle der Mediengruppe

Was in konkret schulinternen Arbeitsplänen stehen könnte

Was zu tun ist

Die Rolle der Mediengruppe

Bedarf an Endgeräten und Software

Was zu tun ist

Die Rolle der Mediengruppe

Verstetigte Fortbildungsphase für das Kollegium

Was zu tun ist

Die Rolle der Mediengruppe

Evaluationsprozess

Was zu tun ist

Die Rolle der Mediengruppe