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Dem System Orientierung bieten

Bei der Vorbereitung eines Medienbildungskonzeptes ist ein Mitglied aus der Schulleitungsrunde folgendermaßen eingestiegen:

Auf einer Gesamtkonferenz wurde auf den formalen Kontext aufgeklärte, in dem ein Medienbildungskonzept in dem betreffenden Bundesland steht. Es wurden Rechtsvorschriften und Formulierungen aus den offiziellen Schulcurricula zitiert. Danach gab es einen Auftrag an die Fachobleute: Sie sollten bis zu einem gegebenen Datum Zettel mit Ideen zum Medieneinsatz in ihren Fächern ausfüllen.

Das Ergebnis kann nach meiner Erfahrung bei dieser Vorgehensweise nur sehr optimierbar ausfallen, da implizit mit dieser Aufgabenstellung einige Vorannahmen getroffen werden:

  1. die Kolleginnen und Kollegen sehen einen Sinn im Einsatz von digitalen Medien in ihrem Unterricht
  2. die Kolleginnen und Kollegen wissen, welche Möglichkeiten digitale Medien bieten
  3. die Kolleginnen und Kollegen sind fachlich in sozialen Netzwerken unterwegs, in denen diese Ideen immer noch primär ausgetauscht werden (Stand: 2016)

Kollegien tun sich verständlicherweise immer wieder schwer mit immer neuen Anforderungen. Gerade im Bereich des Digitalen blicken „viele nicht durch“ oder nutzen digitale Medien primär dazu, um bekannte Unterrichtsmethoden noch effektiver zu machen. Das ist in Ordnung und nachvollziehbar. Dabei darf aber nicht aus dem Blick geraten, dass die Digitalisierung auch die Möglichkeit bietet, ganz andere Unterrichts- und Sozialformen in der Schule zu etablieren. Genau diese Erkenntnis als „Ergebnis“ einer Orientierungsphase wäre wünschenswert.

Beispiel 1: Eine Tabletklasse im Kollegium vorbereiten

Generell gib es verschiedene Ansätze, eine Tabletklasse einzuführen, die sich zwischen „einfach mal machen“ und „vorsichtig herantasten“ bewegen. Für stellen sich bei der Einführung einer isolierten Tabletklasse als „Pilot“ mehrere Fragen:

  1. Welche Klasse wähle ich dafür aus?
  2. Nach welche Kriterien tue ich das?
  3. Wie löse ich orgnisatorische Probleme z.B. Klassenwechsel in und aus der Tabletklasse?
  4. Welche Lehrkräfte setze ich in einer Tabeltklasse ein?
  5. Nach welchen Kriterien wähle ich diese Lehrkräfte aus?
  6. Habe ich überhaupt die Möglichkeit, bestimmte Kollegen gezielt in die Klasse zu planen?
  7. Wie stelle ich sicher, dass auch mit den Tablets in der Klasse gearbeitet wird?
  8. Wie begegne ich Ansprüchen von Eltern, die durch eine Tabletklasse in die Schulgemeinschaft hineingetragen werden?

Wenn man diese Fragen so liest, können Abwehrhaltungen entstehen. Es gibt wahrscheinlich auf die meisten dieser Fragen zunächst keine Antworten - es kann sie auch nicht geben, solange keine konkreten Erfahrungen vorhanden sind - ein klassisches Henne-Ei-Problem.

Mit einer Orientierungsphase lässt sich diesem Problem begegnen. Im Falle einer Tabletklasse wäre es eine Möglichkeit, zunächst einmal mit Schulgeräten im Unterricht Erfahrungen zu sammeln, z.B. mit zwei Kofferlösungen mit je 15 Geräten. Diese Geräte können Kolleginnen und Kollegen entleihen und damit experimentieren. Idealerweise begleiten Fortbildungen diese erste Phase. So hat jeder im Kollegium zumindest die Möglichkeit, sich ein Bild vom Einsatz dieser Geräte im Unterricht zu machen. Damit gibt es in meist schon einem Jahr eine ganz andere und meist fundiertere Entscheidungsgrundlage für eine Tabletklasse - auch über den zu erwartenden Aufwand bei der Verwaltung.

Um es vorwegzunehmen: Schulorganisatorisch wird bei einem solchen Piloten herauskommen, die Geräte nicht klassen- sondern gleich jahrgangsweise einzuführen (dadurch beantworten sich eine Reihe von Ausgangsfragen von selbst).

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