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Vorwort/Präambel eines Medienbildungskonzeptes (Grundschule)

Kinder wachsen umgeben von digitalen Medien auf. Sie wachsen jedoch auch oft in einer Umgebung auf, in der keine kompetente und abwägende Mediennutzung durch Erwachsene stattfindet oder vorgelebt wird. In vielen Familien ist das Handy beim Essen gesellschaftliche Realität. Zunehmend sind auch bereits Grundschüler:innen mit einem eigenen Handy ausgestattet, welches sie mit in die Schule nehmen. Ob die in den letzten Jahren stark zurückgehenden u.a. auch sprachlichen Kompetenzen bei unseren Grundschüler:innen mit auf die zunehmende Durchdringung der Gesellschaft durch digitale Angebote zurückzuführen sind - darüber wird in der Wissenschaft noch gestritten. Wir stellen jedoch fest, dass die Mediennutzung in den Elternhäusern einen stark konsumorientierten Fokus hat: Kinder erleben wir weniger als Gestalter, sondern wir erleben sie als Objekte der auf sie einströmenden Werbeströme und teilweise sogar auch schon Socalmedia-Timelines.

Eine mögliche Konsequenz aus diesen Beobachtungen könnte sein, in Schule einen Schutzraum zu etablieren, um den Umgang mit haptischen Medien mehr in der Vordergrund zu stellen, um vor allem die Grundfertigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens zu schulen, wie es traditionell die Aufgabe der Grundschule ist. Diesen Weg in aller Kompromisslosigkeit zu gehen, hieße allerdings auch, darauf zu verzichten, Kindern frühzeitig einen selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien zu ermöglichen. Lesen, Schreiben und Rechnen funktionieren in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft anders als vor 20-30 Jahren. Digitale Medien ermöglichen Erfahrungen im Klassenzimmer, die ohne sie undenkbar wären - z.B. den virtuellen Besuch von Museen oder Theatern, den Austausch mit anderen Kindern überall auf der Welt. Wir haben die Chance, mit Kindern die Diskussionen zu führen, die ansonsten oft ausbleiben: Welche Fotos können von mir veröffentlicht werden? Was darf oder sollte ich auf WhatsApp schreiben (und was nicht)? Der Einsatz von digitalen Lernumgebungen kann eine Hilfe beim differenzierten Arbeiten sein. Die Übersetzungsfunktionen moderner Geräte unterstützt bei Kommunikation in Sprachlernklassen.

Lesen, Schreiben und Rechnen spielen dabei immer noch eine gewichtige Rolle, weil sie die Eintrittskompetenzen auch in die digitale Welt bilden. Lesen, Schreiben und Rechnen lassen sich aber auch an zeitgemäßen Inhalten und Methoden üben und vertiefen. Das Ziel muss sein, Kinder zu selbstbestimmten Persönlichkeiten zu bilden, die sich auch im digitalen Raum sicher bewegen. Gesellschaftliche Realitäten aus der Schule zu verbannen, hieße die mediale Bildung der Kinder „denen da draußen“ zu überlassen. Daher stellen wir uns als Grundschule gerne der anstehenden, schwierigen Aufgabe, unserem Anspruch „ein Gegenpol“ zu sein gerecht zu werden, ohne dabei einen gewichtigen Teil von gesellschaftlicher Realität auszuschließen. Es geht nicht darum, alles von jetzt an nur noch digital zu machen.

Es geht darum, beide vermeintlich konkurrierenden Ansätze miteinander in eine sinnvolle Symbiose zu überführen.